Vor genau einem Jahr hat Elon Musk Twitter übernommen und seitdem ist bei dem sozialen Netzwerk mehr passiert, als bei so manchen Diensten während ihrer gesamten Existenz. So heißt der Kurznachrichtendienst inzwischen nur noch X und hat nur noch einen Bruchteil der vorherigen Angestellten sowie gleichzeitig merklich weniger Nutzer und Nutzerinnen.
Auch der Ton auf der Plattform hat sich offenbar deutlich verändert, es ist weniger los und die Meinungsvielfalt ist gesunken. Gleichzeitig hat sich das Netzwerk nach der Übernahme technisch und darüber hinaus als widerstandsfähiger erwiesen als prognostiziert: Bislang wurde es als Anlaufpunkt für aktuelle Informationen und Nachrichten aus aller Welt nicht abgelöst, auch weil viele sich trotz teils scharfer Kritik am Kurs des Unternehmens nicht verabschieden mögen.
Milliarden verloren, immer noch reichster Mann der Welt
Am 28. Oktober 2022 hat Musk die Übernahme von Twitter abgeschlossen und als Erstes die komplette Chefetage gefeuert. Bezahlt hat er 54,20 US-Dollar je Aktie also insgesamt rund 44 Milliarden US-Dollar. Die kamen aber von Geldgebern. Es ist nicht bekannt, was sie von den Entwicklungen bei der Plattform halten. Schon im Mai hat es geheißen, dass der Gesamtwert des Unternehmens auf 15 Milliarden US-Dollar gefallen ist, laut Elon Musk könnte der inzwischen noch weiter auf 4 Milliarden US-Dollar gefallen sein. Für ihn selbst dürfte das aber weiterhin kein drängendes Problem sein, laut Forbes gilt er mit einem Nettovermögen von 220 Milliarden US-Dollar noch immer als wohlhabendster Mensch der Welt.
Dass Musk seine Ankündigungen wahr machen und bei Twitter keinen Stein auf dem anderen lassen würde, war bereits direkt nach der Übernahme sichtbar geworden. Ein Großteil der Belegschaft wurde entlassen, viele haben davon per E-Mail erfahren. Um Kosten zu senken, hat das Unternehmen dann sogar aufgehört, Rechnungen und teilweise die Miete für Büroräume zu bezahlen. Rasch ging es auch den verifizierten Accounts an den Kragen. Als die blauen Haken gegen Bezahlung vergeben wurden und auf der Plattform nicht mehr sofort ersichtlich war, ob Accounts tatsächlich verifiziert waren, war Chaos ausgebrochen. Inzwischen gibt es die blauen Haken nur noch gegen Geld und die Plattform hat ein wachsendes Problem mit Desinformation.
Neue Geldquellen gesucht
In der Folge hat Twitter einen Großteil der Werbekundschaft verloren, die Einnahmen sind teilweise um die Hälfte gefallen. Aber genau damit hat die Plattform ihr Geld verdient, neue Geldquellen dürften die Verluste bislang nicht einmal ansatzweise auffangen. So wird das Bezahlabo wohl nur von wenigen hunderttausend Nutzern und Nutzerinnen gebucht, das ist ein Bruchteil der gesamten Nutzerschaft. Zuletzt hat Musk immer wieder eine komplette Paywall für den Dienst ins Spiel gebracht, angeblich sei das die einzige Möglichkeit, gegen automatisierte Accounts und Bots vorzugehen. In den ersten Ländern muss man nun für ein neu eingerichtetes Konto bezahlen.
Zwar hat Musk – der nebenbei auch die Unternehmen Tesla und SpaceX führt – noch 2022 angekündigt, die Verantwortung für das Tagesgeschäft bei Twitter abzugeben. Aber auch nachdem Linda Yaccarino das Amt der CEO übernommen hat, mischt er sich weiter in alle möglichen Aspekte ein. Besonders gern macht er das auf der Plattform selbst, wo sein Account – inzwischen der mit Abstand größte – bevorzugt mit einer ziemlich überschaubaren Gruppe von Fans interagiert. Da werden dann schon einmal gesetzliche Vorgaben kritisiert, Yaccarinos Normalisierungsbestrebungen untergraben, respektierte Medien diffamiert und Konkurrenten angegriffen. Gleichzeitig erfährt man da aber auch immer wieder zuerst, wie es mit der Plattform weitergehen soll.
Die Konkurrenz bleibt abgeschlagen
All das hat bislang nicht dazu geführt, dass Twitter – inzwischen natürlich X – seine Bedeutung im Internet verloren hat. Noch immer versammelt sich dort die Welt, wenn Ereignisse von globaler Bedeutung berichtet und eingeordnet werden wollen. Es hat sich aber eine Lücke aufgetan, von der mehrere Konkurrenten profitieren. Zur ersten größeren Twitter-Alternative hat sich Mastodon entwickelt. Das Netzwerk war bereits fertig und ist inzwischen auf mehr als 12 Millionen Accounts gewachsen. Das hat Threads von Meta dann im Juli innerhalb von Stunden übertroffen, inzwischen ist es um den Dienst aber wieder ruhiger geworden. Zuletzt konnte dann Bluesky vom Chaos bei X profitieren. Sollte es mit Musks Plattform doch noch zu Ende gehen, könnte es also mehrere Erben geben.
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(mho)
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